Transgenerationales Mentoring: Im Dialog Brücken bauen.
Wie wertvoll die Verbindung ganz unterschiedlicher Perspektiven ist, erleben wir alle wieder und wieder in verschiedensten Kontexten. Insbesondere im Dialog zwischen unterschiedlichen Generationen hebt die Offenheit für unser Gegenüber ein wesentliches Potenzial: gegenseitges Vertrauen und Zutrauen. In Familien – und so auch Unternehmerfamilien – kann das transgenerationale Mentoring ein Weg sein, um dieses Potenzial zum Tragen zu bringen. Ein Einblick:
TUN
Best Practices aus dem transgenerationalen Mentoring.
In Familien(-unternehmen) dient transgenerationales Mentoring als Schlüsselinstrument, um gangbare Brücken zwischen Generationen zu bauen; als ein gemeinsamer Prozess, durch den nicht nur die «Jungen» von den «Alten», sondern beide Seiten voneinander lernen. Durch regelmässige geplante Treffen – sowohl persönlich als auch virtuell – stärken wir unsere Fähigkeit, konstruktives Feedback zu geben und zu erhalten. Wir stärken unsere Fähigkeit, zuzuhören und verschiedene Sichtweisen miteinander zu verbinden. Dieser kontinuierliche Austausch ist unerlässlich, um in Verbindung zu bleiben und voneinander zu lernen.
Trotz unterschiedlicher Kommunikationsstile zwischen den Generationen glauben wir, dass sich unsere zugrunde liegenden Wünsche, Ängste und Erwartungen oft sehr ähneln. Auch die Wissenschaft bestätigt inzwischen, dass die viel zitierten Generationenunterschiede mehr Mythos als Wahrheit sind und die besagten Unterschiede viel mehr in der Perspektive eines und einer jeden Einzelnen liegen als in den Generationen selbst. Eine offene und transparente Diskussionskultur, an der Jung und Alt gleichermassen teilhaben, wirkt daher nicht nur förderlich, sondern auch sinnstiftend. Unser Prozess und die Erfahrung, die wir als Vater und Sohn im Podcast «Zoomer meets Boomer» nun auch öffentlich leben, zeigt uns, dass eine gesunde Gesprächs- und Diskussionskultur auch zu einem tieferen Verständnis und so letztlich auch zu einem harmonischeren Zusammenwirken führen kann.
SEIN
Emotionale Verbindungen stärken.
Die emotionale Verbindung spielt in Unternehmerfamilien eine zentrale Rolle. Oft ist sie der Klebstoff, der über die Familie hinaus auch das Unternehmen zusammenhält. Doch emotionale Distanz und Missverständnisse zwischen den Generationen können zum Bruch führen – und somit auch vor unternehmerische Herausforderungen stellen. Deshalb erleben wir es als wichtig, von Anfang an in den Aufbau emotionaler Intelligenz und in das Verständnis für die Bedürfnisse der anderen zu investieren. Im Laufe der Jahre und durch unseren Podcast haben wir gelernt, dass Zuhören oft wertvoller ist als Ratschläge zu erteilen. Durch echtes Engagement und das Bemühen, die Perspektive des, bzw. der anderen zu verstehen, kann so auch eine Unternehmerfamilie als Einheit wachsen und gedeihen. Nicht zuletzt kann diese Art von Engagement darüber hinaus dazu beitragen, die Konflikte zu vermeiden, die bspw. zu dem oft gefürchteten Szenario eines Unternehmensverkaufs führen könnten.
ENKELFÄHIGKEIT
Die Zukunft nachhaltig gestalten.
Transgenerationales Mentoring fördert nicht nur das Verständnis zwischen den Generationen innerhalb einer Familie, sondern trägt im besten Fall auch zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, das zur Familie gehört, bei. Denn die Kombination aus der Erfahrung und Gelassenheit der älteren Generation mit dem herausfordernden und kritischen Denken der jüngeren Generation ermöglicht oft erst eine nachhaltige Unternehmensführung und echte Innovation. Ein gegenseitiges Mentoring, das beide Perspektiven einbezieht, unterstützt den Aufbau sowie die Weiterentwicklung von Unternehmen, die nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sind, sondern auch eine integrative und sozial verantwortliche Rolle in der Gesellschaft spielen. Durch Prozesse, die das Lernen und den Brückenschlag zwischen den Generationen fördern, tragen wir zu einem Denken und Handeln bei, in dem die Kooperation und nicht die Konkurrenz im Vordergrund steht – und so auch zu einem erfolgreichen Wirtschaften im neuen Heute.
Warum wir weniger sagen und mehr Fragen sollten: Im Mentoring haben wir verschiedene Möglichkeiten. Wir können Ratschläge geben, von unseren eigenen Erfahrungen berichten und eine Coaching-Rolle einnehmen. Aus eigener Erfahrung empfehlen wir, diese drei Möglichkeiten in umgekehrter Reihenfolge zu priorisieren. Dies insbesondere aus der Perspektive der Älteren. Der Reflex ist verständlich. Wir wissen es, wir haben es schon so oft erlebt. Doch wenn wir Mentoring mit «Rat geben» gleichsetzen, verpassen wir eine grosse Chance: dass die Generation nach uns ihren eigenen Weg finden und so zu etwas Neuem beitragen kann, das noch größer ist als all’ das, was wir uns bisher allein vorstellen konnten.
Oskar Trautmann arbeitet als Experience Strategist bei Accenture Song und ist von Haus aus ein Forscher. Sein vielfältiger akademischer Hintergrund umfasst Kulturwissenschaften, Soziologie und Wirtschaftsgeschichte und spiegelt sein breites Interessengebiet wider. Mit einem speziellen Fokus auf Familienunternehmen und deren Anpassungsstrategien für die Zukunft bringt Oskar ein reiches Spektrum an Wissen in seine Arbeit ein.
Als Dozent an der DHBW Ravensburg gibt er sein Fachwissen über strategische Rahmenbedingungen und Trendanalysen an wissbegierige Studierende zu Themen wie Web3, KI, Conversational Commerce und New Work weiter. Als engagierter Verfechter konkreter Methoden wie OKRs begeistert sich Oskar für deren praktische Anwendung in grossen und kleinen Unternehmen, um für sie echten Mehrwert und Transparenz zu schaffen.
Michael Trautmann ist Unternehmer, Berater, Keynote Speaker und seit über 7 Jahren Co-Host des Podcasts «On the Way to New Work». Nach dem Studium der Betriebswirtschaft und einer Promotion im Bereich ökologieorientiertes Marketing folgte der Berufseinstieg bei Bossard Consultants und Stationen als Geschäftsführer bei Springer & Jacoby und als Global CMO bei Audi. Michael ist seit 2004 Unternehmer. Aus kempertrautmann wurde thjnk, eine Agenturgruppe, die heute fast 500 Menschen beschäftigt. Michael ist ausserdem einer von drei Gründern von HYROX, einer weltweiten Fitness-Competition, die gerade von Fast Company als einzige deutsche Firma unter die 50 weltweit innovativsten Unternehmen gewählt wurde. Seit 3 Jahren setzt er sich mit seiner aktuellen Gründung NWMS GmbH (New Work Masterskills) als Berater, Trainer und Coach für ein besseres Arbeiten.
Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie z.B. «Mann des Jahres» (horizont), Top 40 unter 40 in European Marketing, Global Newcomer Agency of the Year sowie LinkedIn Top Voice und Mitglied der «Hall of Future». In den über 430 Episoden seines Podcasts hat er mit Wirtschaftsgrössen, innovativen Denker:innen und Wissenschaftler:innen (u.a. Harvard, Stanford, INSEAD, St. Gallen) über die Zukunft der Arbeit gesprochen. Er ist ausserdem Co-Autor des Buches «On the Way to New Work», das 2022 erschien und zum Bestseller wurde.
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