Kommunikation in der Familie: Warum verstehen wir uns nicht?
Das Zusammensein mit anderen kann sich in paradiesischer Fülle zeigen – aber auch als Abgrund an Einsamkeit. Warum ist auch in der Familie das Verstehen und Verstandenwerden manchmal so schwer? Wie finden wir, auch im Kontext des Unternehmens, mehr nährende Nähe?
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Es beschreibt für uns das Handeln, den Verstand, die Tiefenanalyse und die Wirkungen, die sich dadurch zeigen.
Wenn wir mit anderen Menschen sprechen, hoffen wir darauf, dass unsere Gedanken sie erreichen und in unserem Sinne berühren. Statt dessen lösen wir aber eher eine Flut von Assoziationen in ihnen aus, die von eigenen Erfahrungen geprägt ist und von denen wir selbst kaum eine Ahnung haben. Hinzu kommt der menschliche „Negativity Bias“, der die empfangenen Sätze zunächst auf das potentiell Bedrohliche oder Verletzende hin auswertet.
Unsere Worte transportieren also keine Botschaften, sondern sie bewirken ein Verständnis, oft ein eher kontraproduktives. Erkennen zeigt sich als Wiedererkennen von Inhalten und Gefühlen, die wir bereits in uns gespeichert haben und mit den Sätzen der anderen verbinden. Gemeinsame Erlebnisse tragen dann immerhin dazu bei, dass diese im Grunde getrennten Speicher ähnlicher und damit verbindender werden.
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Es beschreibt für uns das Gefühl, das Herz, die Emotionalität und die Erlebnisse, die Menschen miteinander verbinden.
Für ein tragfähiges Erleben von Verständnis und Nähe folgt jedoch, dass wir im Gespräch immer wieder gegenseitig zurückspiegeln müssen, was wir gerade verstanden zu haben glauben. In dieser schrittweisen Annäherung, die schriftlich kaum gelingt, können wir unsere Wahrnehmung kalibrieren und uns, bildlich gesprochen, aufeinander einschwingen. Der Mathematiker und Erfinder der Kybernetik, Norbert Wiener, hat dazu gesagt: „Wenn ich wissen will, was ich gesagt habe, muss ich auf die Antwort warten.“
Was hilft uns noch dabei, z.B. eine gemeinsame Basis für Familien- oder Führungswerte zu finden? Als natürlicher Ausgangspunkt bieten sich die in uns allen vorhandenen menschlichen, kulturübergreifenden Grundwerte an. Zu ihnen gehört neben der natürlichen Bindung zwischen Eltern und Kindern vor allem Vertrauen im Sinne der inneren Sicherheit, dass vom anderen zumindest kein Schaden ausgehen wird. Gemeinsame Erlebnisse sind genau wie die spiegelnden Dialoge deshalb so wertvoll, weil sie diese Sicherheit fördern.
Das gilt auch für eine weitere Verständnisebene: Über das allgemein Menschliche hinaus verbinden uns Grundmuster der Persönlichkeit, zwar nicht mit allen Menschen, aber doch mit sehr vielen – und wir können die überschaubare Zahl dieser Persönlichkeitsmuster verstehen lernen, um uns so besser in andere einzufühlen und danach wirkungsvoller zu handeln.
Enkelfähigkeit im Denken und Handeln
Sie bedeutet für uns Zukunftsfähigkeit, Nachhaltigkeit & langfristige Wirksamkeit über Generationen.
Dieses erweiterte Verständnis füreinander hat die Kraft, aus der immer wieder auftretenden Fremdheit heraus in das Erlebnis wachsender Nähe zu kommen. Es vertieft aber auch den Zugang zu sich selbst – und das kann eine wesentliche Rolle für den gelingenden Generationswechsel spielen.
Die jüngere Generation hat notwendigerweise einen Rückstand an Erfahrung und spezifischem Wissen. Sie muss also ihren eigenen, respektierten Platz auf eine andere Weise finden. Dazu trägt die tief reichende Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit sehr viel bei. Die entstehende Selbst - Bewusstheit gleicht den Rückstand an Erfahrungswissen durch einen Vorsprung an achtungsvoller Souveränität auf eine natürliche Weise aus. Dann kann die davor verantwortliche Generation sich mit gutem Gewissen zurückziehen und das Unternehmen bald in neuen, die Zukunft sichernden Händen sein.
Till Novotny ist Gründer der panlogos GmbH, die Familienunternehmen in der Entfaltung ihrer lebendigen (Wettbewerbs)Kraft begleitet. Das gelingt durch die Verbindung von Unternehmensstrategie, Führungssystemen und vor allem innerer Entwicklung – als Persönlichkeit, als Arbeitsteam und als Familie. Seine Grundlagen liegen in einem Studium an der European Business School, Ausbildungen in humanistischer und systemischer Psychologie, mehr als 10 Jahren Führungsverantwortung und in über 30 Jahren Beratungspraxis. Gedanken zu den Persönlichkeitsmustern finden sich hier sowie ein vertiefender Einblick in deren Zusammenspiel in diesem Beitrag im von FUTUN initiierten Sammelwerk. FUTUN kooperiert mit Till Novotny in Fragen der Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungsgestaltung.
Fotografie: Raimar von Wienskowski
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