Spiel mit offenen Karten: Von der Notwendigkeit, das Blatt zu wenden.
Nicht selten ist es eine ernste Lage, die den Ausgangspunkt eines familienstrategischen Prozesses bildet: konfliktreiche Familiendynamiken, akuter Handlungsbedarf in der Führungsnachfolge, die Entwicklung eines Notfallplans oder bspw. auch die dringende Klärung von Fragen der Erbschaft.
So kann der Einstieg in die aktive Auseinandersetzung mit dem, was in’s Bewusstsein treten, entwickelt, entfaltet und vielleicht sogar auch kultiviert werden will, oft herausfordernd wirken, mühselig oder gar bremsend.
Was in diesem Moment des Anfangens mehr Leichtigkeit und Energie schaffen kann, ist ein Wechseln der Perspektive, mit der auf das Bevorstehende geblickt wird, deren Kern in einer Kultur der Offenheit liegt. Einer Offenheit gegenüber dem Kommenden als auch allen Beteiligten. Sie bedingt das Vertrauen, das für die nächsten strategischen Schritte wesentlich ist und zugleich das prägt, was als Familienkultur ge- und erlebt wird.
Wenn es nun darum geht, unsere Familienkultur weiterzuentwickeln und wir, so wie der Kulturhistoriker Johan Huizinga[1], das Spiel als ein Vehikel der Kulturentwicklung sehen, unterstützt ein Verständnis der (Familien-)kultur als ein Spiel den Wechsel in die oben genannte neue Perspektive, der Freude.
Aus dieser heraus gelingt es, die Karten offen auf den Tisch zu legen, sie anzusprechen, zu wenden, von beiden Seiten zu betrachten, einigen erst zugänglich zu machen und ggf. auch neu zu mischen. So wird die Kultur selbst zum Spiel. Zu einem grundlegenden menschlichen Gestalten, in dem das Potential liegt, starre Strukturen für neue Bewegungen zu öffnen.
"Spiel ist notwendig zur Führung eines menschlichen Lebens." – daran glaubte bereits der italienische Theologe Thomas von Aquin. Folgen wir dieser Idee, ist das Spiel auch notwendig zur Selbst- und Fremdführung durch einen Transformationsprozess – und das umso mehr, je ferner die Idee des Spiels zu Beginn wirken mag. Dies ohne dabei die Tragweite und mögliche Schwere eines Veränderungsprozesses zu negieren, sondern diese vielmehr mit dem lebendigen Kern in Verbindung zu bringen. Denn Transformationen leben von beidem: Ernsthaftigkeit und Spiel.
So laden wir auch Sie dazu ein, mit spielerischer Perspektive auf die Wege zu blicken, entlang derer sich der Kern Ihrer Familienkultur weiterbewegen und in einer Familienstrategie Ausdruck finden kann und wird. In einer Bewegung, die die Kultur lebendig werden und dabei in unserer komplexen Welt Bestand haben lässt. Das Spiel selbst dient dabei als Kultur im Sinne eines geschützten Raums zum Erproben dessen, was die Familienstrategie in eine enkelfähige Zukunft weitertragen wird. Dies gemäß des Credos unseres FUTUN:Familien[kultur]büros: Nachfolge gelingt!
[1] Johan Huizinga gilt als Entdecker des Homo ludens, des „spielenden Menschen“. So Sie das neugierig macht, empfehlen wir Ihnen die folgende Lektüre: Huizinga, Johan (1981): Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel, Rowohlt Taschenbuch.
Bildnachweis: © atelier 522
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