Von neuen Wegen der Philanthropie: Impulse aus dem Think Tank der Schöpflin Stiftung.
Versteht man Vermögen im Sinne einer Fähigkeit, etwas zu gestalten, so legt einem auch materielles Vermögen viel – teils immaterielle – Gestaltungskraft in die Hände. Prof. Dr. Schnurrbein vom Center for Philanthropy Studies der Universität Basel meint sogar: «Philanthropie umfasst jede private freiwillige Handlung für einen gemeinnützigen Zweck.» Auch schon Aristoteles, der den Begriff einst wesentlich mitformte, sah eine Verbindung zwischen der Philanthropie und einem gewissen Verantwortungsbewusstsein: Vermögend zu sein bedeutete für ihn, im Sinne der Zukunft der Menschen etwas Gutes für die Welt zu tun. Was diesem Gedanken zugrunde liegt, sind mitunter ein Gemeinschaftssinn und Enkelfähigkeit. Zwei Dinge, die zu den wesentlichen Grundlagen eines gelingenden gesellschaftlichen Zusammenlebens gehören. Welche Rolle spielen dabei (grosse) Institutionen, welche ein jedes Individuum? Und: Welche Rolle werden sie spielen?
Dr. Marcel Megerle war Teil der Denker:innen-Runde eines von der Schöpflin Stiftung initiierten Think Tanks. In deren Werkraum widmete sich die Runde der Frage, wie die «Philanthropie 3.0» aussehen wird und wie insbesondere Stiftungen Nutzen und Sinn stiftend dazu beitragen können. An dieser Stelle: Danke Euch, lieber Hans Schöpflin (Vorstandsvorsitzender) und Tim Göbel (Geschäftsführender Vorstand), mit Euch weiterdenken zu dürfen. Und: Hochachtung vor Eurem TUN und SEIN im Fokus für eine kritische Bewusstseinsbildung, eine lebendige Demokratie und eine vielfältige Gesellschaft.
Philanthropie ist schliesslich nicht abhängig von grossem Vermögen – sie verbindet, weil auch im Kleinen ein:e jede:r etwas bewirken kann; auf die Haltung der Gebenden, bspw. einer unternehmerischen Familie, kommt es an. Wenn man nun davon ausgeht, dass das Verbindende ein Teil der Philanthropie ist, so scheint es naheliegend, auch in Verbindung mit anderen philanthropisch tätig zu sein. So kann sich eine Kultur des Gebens entwickeln, die nicht nur ein Gegenüber sondern auch ein Miteinander im Blick hat. Eine, die sich im Sinne eines Ökosystems weiterentwickelt und gegenseitig stärkt. Eine, die auch Unerfahrene auf dem Weg zum Geben begleitet und in deren Wirkungskraft unterstützt. Verbindet Euch gegenseitig und wirkt im Zusammenspiel: geht als am Geben Interessierte auf grosse Stiftungen zu. Und öffnet Euch als grosse Stiftungen für kleiner Stiftende!
Denn philanthropisch handeln heisst befähigen. Und so wie es in unserer Welt zunehmend um deren Überlebensfähigkeit geht und dabei ein:e jede:r eine Rolle spielt, bzw. oft zunehmend spielen möchte, können wir uns alle die Frage stellen, wen oder was wir selbst mit unserem eigenen Vermögen (sei es materiell oder immateriell) zu etwas befähigen können. In einer Zeit, in der das Zusammenwirken im Sinne eines Ökosystems wichtiger und realer wird, öffnen Stiftungen dafür einen Raum – einen Ort voll Erfahrung, Wissen und Verbindungen, an dem sich all jene begegnen, die sich, wenn auch im Kleinen, auf einer grossen Ebene engagieren möchten.
So werden wir aus dem FUTUN:Kollektiv heraus den Gedanken der philanthropischen Transformation stärken. Die Befähigung von Menschen und Institutionen, um im Sinne des grossen Ganzen Nutzen zu stiften. Dies mit der Haltung «change, not charity». Ein Geben im Sinne der Enkelfähigkeit, die auch schon Aristoteles im Blick hatte.
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